Geschichte und Entwicklung des präventiven Organisationsentwicklungsprozesses
PULSAR ist mehr als nur ein Präventionsprogramm – es ist ein umfassender, gesundheitsförderlicher Organisationsentwicklungsprozess, der speziell für die stationäre Jugendhilfe konzipiert wurde. Mit einem klaren Schwerpunkt auf Suchtprävention richtet sich PULSAR gezielt an vulnerable junge Menschen und die Einrichtungen, die sie betreuen, und trägt so zum Abbau gesundheitlicher Ungleichheiten bei. Der Prozess fokussiert dabei sowohl auf die Stärkung gesundheitsförderlicher Strukturen (Verhältnisprävention) als auch auf die Förderung gesundheitsbezogener Kompetenzen (Verhaltensprävention).
Der Name PULSAR lehnt sich metaphorisch an das astronomische Phänomen an: So wie astronomische Pulsare regelmäßige, energiereiche Impulse aussenden, gibt der PULSAR-Prozess einer Organisation konsistente, energetisierende Anstöße für eine positive Gesundheitsentwicklung. Er etabliert einen Rhythmus aus Analyse, Handlung und Reflexion, stärkt die organisationale Gesundheitskompetenz und begleitet Einrichtungen auf dem Weg zu einem nachhaltig gesundheitsfördernden Umfeld.
Die Wurzeln von PULSAR liegen im wissenschaftlich fundierten Präventionsprogramm REBOUND. Dieses Programm zeichnete sich durch einen innovativen Ansatz zur Stärkung von Gesundheitskompetenzen bei Jugendlichen aus, insbesondere der Resilienz (psychische Widerstandskraft) und der Risikokompetenz im Umgang mit Suchtmitteln.
Kernmethoden wie die Explorative Filmarbeit (VIA), die realistische Szenarien zur Förderung von Empathie und Reflexion nutzt, die ressourcenorientierte Grundhaltung der Begleitenden und der Fokus auf Partizipation und Empowerment stießen auch bei Fachkräften aus der sozialen Arbeit auf großes Interesse. Die pragmatische Zielsetzung – "No Use, Low Use, Seek Appropriate Support" – bot zudem eine realistische Perspektive für die Arbeit mit Jugendlichen.
Obwohl REBOUND ursprünglich für Schulen konzipiert war, suchten über 150 Fachkräfte aus der sozialen Arbeit in Deutschland und Luxemburg eigeninitiativ die Weiterbildung, um ihre pädagogische Praxis weiterzuentwickeln. Dies unterstrich den Bedarf an einer spezifischen Anpassung für die vielfältigen Kontexte der sozialen Arbeit – von der stationären Jugendhilfe über offene Jugendhäuser bis zur Einzelfallhilfe. Aus dieser Notwendigkeit heraus entstand, in Zusammenarbeit mit Partnern wie dem luxemburgischen Centre National de Prévention des Addictions (CNAPA), zunächst eine Adaption von REBOUND für die soziale Arbeit, welche die Basis für die spätere Entwicklung von PULSAR legte.
Die praktische Arbeit und die Erfahrungen aus den Weiterbildungen offenbarten das Potenzial für einen tiefergreifenden Ansatz, insbesondere für die stationäre Jugendhilfe. Es wurde deutlich, dass nachhaltige Gesundheitsförderung und Suchtprävention in diesem vulnerablen Setting mehr erfordern als ein reines Verhaltenspräventionsprogramm.
Die Einführung des Präventionsgesetzes im Jahr 2015 und die damit verbundenen Möglichkeiten gaben den entscheidenden Impuls: Basierend auf jahrelanger Praxiserfahrung und fortlaufender formativer Evaluation wurde PULSAR als eigenständiger, systematischer Weiterbildungs-, Organisations- und Teamentwicklungsprozess konzipiert.
Dieser Prozess orientiert sich konsequent an den settingbasierten Richtlinien des GKV-Leitfadens Prävention (§ 20a SGB V), der die Analyse der Lebenswelt, die Partizipation aller Beteiligten (Jugendliche und Mitarbeitende) und die Verankerung gesundheitsförderlicher Strukturen in den Mittelpunkt stellt. PULSAR folgt dabei einem klar strukturierten, mehrphasigen Vorgehen (Vorbereiten, Qualifizieren, Implementieren, Auswerten), um die gesamte Organisation in den Veränderungsprozess einzubeziehen.
PULSAR ist das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit. Maßgeblich entwickelt wurde der Prozess von der FINDER Akademie, die Expertise in der Weiterbildung und Implementierung erfahrungsbasierter Präventionsansätze einbringt, und mudra - Jugend- und Drogenhilfe Nürnberg e.V., einem etablierten Träger mit langjähriger Erfahrung in der Jugend- und Drogenhilfe.
Entscheidend für die praxisnahe Ausgestaltung war die anschließende intensive Erprobung und Weiterentwicklung des GKV-konformen Prozesses mit über 20 Partnereinrichtungen der stationären Jugendhilfe, bevor er unter dem Namen PULSAR der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Heute steht PULSAR als etablierter, GKV-konformer Organisationsentwicklungsprozess speziell für die stationäre Jugendhilfe zur Verfügung. Sein einzigartiger Wert liegt darin, Suchtprävention und Gesundheitsförderung nicht nur als isolierte Maßnahme, sondern als integralen Bestandteil der Organisationskultur zu verankern.
Darüber hinaus fördert PULSAR die Kooperation und Vernetzung im regionalen Hilfesystem. Durch die Konformität mit den GKV-Richtlinien eröffnet PULSAR den Einrichtungen zudem die Möglichkeit, Fördergelder für die Implementierung dieses nachhaltigen Veränderungsprozesses zu beantragen und somit die Gesundheit und Resilienz der betreuten jungen Menschen und der Mitarbeitenden langfristig zu stärken.
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